MANV - das Vorgehen bei vielen Verletzten
von FF Ebenhausen
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat uns alle tief erschüttert. Fünf Menschen, darunter ein neunjähriger Junge, kamen ums Leben. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt, 41 davon schwer oder schwerst verletzt. Solche Ereignisse zeigen auf tragische Weise, wie schnell Rettungsdienste und Feuerwehren mit komplexen und belastenden Situationen konfrontiert werden können. Ein zentraler Begriff in diesem Zusammenhang ist der sogenannte „Massenanfall von Verletzten“, kurz MANV.
Was ist ein MANV?
Ein MANV entsteht, wenn bei einer Schadenlage so viele Verletzte hat, dass die regulären Ressourcen des Rettungsdienstes und der Krankenhäuser überfordert werden.
Klassische Beispiele sind schwere Verkehrsunfälle, Zugunglücke, Großbrände oder auch Anschläge wie in Magdeburg.
Wie gehen die Einsatzkräfte mit einem MANV um?
Um in den ersten Minuten einer MANV-Situation strukturiert vorzugehen, nutzen die Einsatz-leitungen das sogenannte ERST-Schema:
- Erstversorgung: Soforthilfe für lebensbedrohlich Verletzte.
- Raumordnung: Einrichten von Bereichen zur Patientenablage und -versorgung.
- Sichtung: Einteilung der Verletzten nach Schweregrad.
- Transportorganisation: Koordination des Transports in geeignete Krankenhäuser.
Wer wird zuerst behandelt?
Bei einem MANV ist die Einteilung der Betroffenen in sogenannte Sichtungskategorien (SK) entscheidend. Die Ärztinnen und Ärzte des Rettungsdienstes beurteilen den Zustand der Patienten und ordnen sie einer der folgenden Kategorien zu:
- Rot (SK I): Lebensgefahr, sofortige Behandlung notwendig.
- Gelb (SK II): Schwer verletzt, aber keine unmittelbare Lebensgefahr.
- Grün (SK III): Leicht verletzt oder erkrankt, Behandlung kann warten.
- Blau (SK IV): Keine Überlebenschance, palliative Behandlung erforderlich.
- Schwarz: Verstorben.
Diese Einstufung ist für die Rettungskräfte emotional oft eine große Herausforderung. Sie ist aber notwendig, um die vorhandenen Ressourcen effektiv einzusetzen und möglichst viele Leben zu retten.
Belastungen der Einsatzkräfte
MANV-Lagen stellen für Einsatzkräfte nicht nur organisatorisch, sondern auch psychisch eine enorme Belastung dar. Die Konfrontationen mit großem menschlichem Leid kann zu psychischen Belastungen bis hin zur Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Deshalb wird nach solchen Einsätzen immer eine Nachbearbeitung durch ein professionelles Team der Notfallseelsorge oder des Kriseninterventionsteams empfohlen.
Warum ist es so wichtig, den MANV zu kennen?
Großveranstaltungen oder Katastrophenlagen zeigen, wie schnell es zu einem Massenanfall von Verletzten (MANV) kommen kann. Die Feuerwehr Ebenhausen und andere Einsatzkräfte bereiten sich deshalb mit theoretischen und praktischen Übungen auf solche Szenarien vor, zuletzt gab es eine solche Vorbereitung für die Fußball-Europameisterschaft 2024.